Uhrengläser

Das Uhrenglas befindet sich bei einer Armbanduhr, aber auch bei allen anderen Uhren direkt über dem Zifferblatt. Uhrengläser sind neben den Uhrenarmbändern die Teile der Uhr, die je nach Material optisch am schnellsten verschleißen. Es schützt sowohl das Ziffernblatt, als auch alle anderen Teile des Uhrwerks vor Schmutz, Staub und anderen Faktoren, die der Uhr schaden könnten.


Die Uhrengläser vor 1930

Vor den 1930er Jahren wurde vorwiegend ungehärtetes Mineralglas für Uhrengläser verwendet. Später verwendete man Kunststoffgläser, die bereits deutlich robuster waren als ihr Vorgänger. Ab den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde dann wieder Mineralglas verwendet, diesmal allerdings in gehärteter Form. Gehärtetes Mineralglas wird auch heute noch bei der ein oder anderen Armbanduhr in der unteren und mittleren Preisklasse verwendet. Vor allem teure Uhren verfügen seit den 1980er Jahren jedoch über Saphirglas, da sich dessen Eigenschaften noch einmal von denen des Mineralglases abheben.

Gehärtetes Mineralglas ist ein Uhrenglas, dass in seiner Struktur dem Quarz ähnelt. Da Mineralglas relativ kostengünstig ist, findet es bei einer Armbanduhr vorwiegend im niedrigen und mittleren Preissegment Verwendung. Gehärtet wurde das Mineralglas vor den 1970er Jahren mittels der sogenannten thermischen Glashärtung. Dabei wird eine Glasscheibe mit einer Stärke von mindestens 3 mm immer wieder punktuell erhitzt und abgeschreckt. Dadurch entsteht eine gewisse Spannung, die dazu führt, dass Uhrengläser biegsam sind und im Fall einer Zerstörung in Krümel zerfallen.

Leichtes Uhrenglas für die Armbanduhr

Das doch relativ preiswerte Kunststoffglas, das etwa seit Anfang der 30er Jahre als Uhrenglas eingesetzt wurde, bestand zunächst aus Zelluloid. Später wurde jedoch der Werkstoff Polymethylmethacrylat in Form von Plexiglas verwendet. Dieses Material zeichnet sich vor allem durch seine Schlagkäftigkeit aus und ist gleichzeitig besonders leicht. Zudem gelangt nur relativ wenig Wasser in die Uhr, wenn sie über Kunststoffglas verfügt. Durch die sogenannte Armierung bei Kunststoffgläsern verfügen diese an der Basis der Armbanduhr außerdem über einen Metallring. Dieser schützt die Uhrengläser vor möglichen Verformungen und einem eventuellen Schrumpfen - Kunststoffglas ist also durchaus wasserundurchlässig.

Nachteile dieses Uhrenglases ist, dass es relativ anfällig für Kratzer ist. Durch ein spezielles Verfahren können diese aber vergleichsweise einfach wegpoliert werden. Dennoch war die Kratzeranfälligkeit letztendlich wohl einer der Gründe, der dazu führte, dass vermehrt gehärtetes Mineralglas für Uhrengläser verwendet wurde.

Uhrengläser chemisch Härten

In den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts entwickelte sich dann die chemische Glashärtung für Uhrengläser aus Mineralglas, die auch heute noch eingesetzt wird. Dabei werden die Uhrengläser in ein Salzbad gelegt. Dort werden kleinere Ionen in den Glasoberflächen durch größere Ionen ersetzt, was letztendlich zur gewünschten Spannungsverteilung führt. Mit dieser Technik kann heute auch 1 mm dickes Mineralglas gehärtet werden. An gehärtetem Mineralglas ist jedoch zu bemängeln, dass es ebenso wie das Kunststoffglas anfällig für Kratzer ist und diese in den meisten Fällen nicht wegpoliert werden können. Trotzdem hat das Mineralglas auch einige positiven Eigenschaften, die inzwischen zur weitgehenden Verdrängung von Kunststoffgläsern als Uhrenglas geführt haben:

  • kann nicht vergilben
  • absolut wasserundurchlässig
  • Ziffernblatt klar ablesbar
  • Unterschied zu Saphirglas kaum erkennbar
  • relativ kostengünstig
  • Veredelung: bessere Härte und Kratzfestigkeit

Nur ein Diamant kann diese Uhrengläser zerkratzen

Das deutlich teurere Saphirglas ist inzwischen das Uhrenglas, dass meist in besonders hochwertigen Uhren verbaut wird. Das Glas selbst wird aus Tonerde hergestellt, die einer hohen Temperatur und einem hohen Druck ausgesetzt wird. Dabei entstehen synthetische Saphire, die einer länglichen Birne ähneln - auch Verneuil-Verfahren genannt. Aus dieser Birne werden die Uhrengläser praktisch herausgeschnitten. Danach wird das Glas geschliffen und poliert. Diese beiden Schritte, also sowohl die Herstellung des synthetischen Saphirs, als auch die Bearbeitung der Glasscheiben, sind sehr kostenintensiv, was auch der Grund für die teuren Anschaffungskosten von Saphirglas ist.

Da die Härte dieses Uhrenglases aber durchaus mit der eines echten Saphirs vergleichbar ist, stellt Saphirglas das qualitativ hochwertigste und härteste Glas dar. Das Glas kann praktisch nicht zerkratzen - lediglich ein Diamant wäre dazu fähig. Aber selbst diese Kratzer könnten einfach wegpoliert werden. Zudem sind Uhrengläser aus synthetischem Saphir besonders bruchsicher und auch Wasser stellt kein Problem dar. Das einzige Manko bei einer Armbanduhr mit Saphirglas ist, dass sich das Zifferblatt bei Sonneneinstrahlung nur schwer ablesen lässt. Inzwischen gibt es jedoch bestimmte Beschichtungen, die auch dieses Problem lösen.