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Herkunft und Entwicklung der Kuckucksuhr

12 May, 2017

Die Kuckucksuhr ist in der ganzen Welt bekannt. Manch einer schätzt sie, viele belächeln sie. Doch was hat es mit diesen ausgefallenen Uhren auf sich und wie entstanden sie in ihrer heute typischen Form?

Grundsätzlich versteht man unter Kuckucksuhren in der Regel Wanduhren, die mit einem mechanischen Pendelwerk mit Kettenzug und Schlagwerk ausgestattet sind. Besonderheit dieser Uhr ist dabei die Ausstattung des Schlagwerks mit einem mechanischen Kuckuck, der zur Anzeige der Stundenschläge aus dem Gehäuse hervortritt und von einem akustischen, dem Kuckucksruf nachempfundenen, Signal begleitet wird.

Geschichte der Kuckucksuhr


Optisch sind heute vor allem noch zwei Formen dieses Uhrentyps bekannt, zum einen die Blechschilduhr und zum anderen die heute am weitesten verbreitete Uhr in Form eines Bahnwärterhäuschens mit mehr oder weniger aufwändigen Schnitzereien.
Neben den beschriebenen Formen bietet der Markt heute unzählige Abwandlungen, oft mit reduzierter technischer Ausstattung, Nachbildungen aus Kunststoff, oder teils skurrile Interpretationen in moderner Formensprache.

Wann entstanden sie?

Die Herkunft der Uhr mit dem Kuckuck ist nicht eindeutig geklärt. Eines der frühesten erhaltenen Exemplare stellt ein Objekt aus dem Jahr 1619 aus der Sammlung von Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen dar. Schriftliche Erwähnung von Uhren mit Kuckucksmechanik finden sich zum Beispiel von Athanasius Kircher aus dem Jahr 1650 oder Domenico Martinelli von 1669. Letzter empfahl in seinem Buch ausdrücklich die Verwendung des Kuckucksrufs zur Stundenanzeige.
Auch die Herkunft der heute bekannten Schwarzwalduhren ist unklar. Verschiedene Quellen beziehen sich auf den Uhrenbauer Franz Anton Ketterer und das Jahr 1730. Andere Angaben nennen die Handwerker Michael Dilger und Matthäus Hummel und das Jahr 1742.

Wie veränderten sie sich?

Ursprünglich gab es verschiedene Grundtypen, die jeweils gestalterische und technische Varianten aufzeigten. Als solche Grundformen hatten sich im 19. Jahrhundert die offene Rahmenuhr und die Lackschilduhr etabliert. Beide Formen verschwanden ab September 1850 innerhalb weniger Jahre beinahe vollständig. In diesem Jahr wurde von der Badischen Uhrmacherschule ein Wettbewerb ausgelobt. Ziel war, eine neue Formensprache für die beliebten Uhren zu finden. Der erfolgreichste und letztlich siegreiche Entwurf stammte von Friedrich Eisenlohr. Dieser hatte seinen Entwurf als Architekt der Badischen Staatseisenbahn den damals typischen Bahnwärterhäuschen nachempfunden - die Bahnhäusle-Uhr war erfunden. Bereits ungefähr 10 Jahre danach hatte sich die Bahnhäusle-Uhr schon weit von der abstrakten, sterilen Formgebung entfernt und wurde vielfach mit reichen Schnitzereien lokaler Schwarzwälder Szenen oder auch Jagdszenen verziert. Diese Form entspricht der heute bekannten, typischen Form, die sowohl als handwerklich aufwändige Handarbeit, als auch günstiges Souvenir weltweit verbreitet ist. Einer gewissen Bekanntheit und vor allem Beliebtheit unter Sammlern erfreuen sich die noch existierenden Exemplare der Lackschilduhren, abseits dieses Nischendaseins sind diese aber ebenfalls weitestgehend verschwunden.

Welche zukünftigen Entwicklungen wird die Kuckucksuhr noch erleben?

Neben der Renaissance als Souvenir sind in verschiedenen Bereichen Entwicklungen feststellbar, die die Uhr mit dem Kuckuck aber über dieses Dasein hinaus mit neuem Leben erfüllen. Vor allem im Süddeutschen Raum findet sie als Symbol für Bodenständigkeit und Heimatverbundenheit Eingang in die Formensprache verschiedener Mode- und Möbelhäuser. Aber auch Künstler wie Stefan Strumbel interpretieren Kuckucksuhren auf verschiedenste Arten neu.